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Montag, 22. Juni 2009

Ein Käfig voller Helden

Okok, ehe mir noch jemand für meine protzige Blog-Überschrift sauer ist:

Selbstverständlich ist das nicht ganz Ernst gemeint.. ;-)

Soll nur ein Wortwitz sein, den ihr weiter unten dann sicherlich auch alle verstehen werdet (zumindest wenn euch die gleichnamige Serie auf Kabel 1 ein Begriff ist...).


Naja.. aber ein bisschen mutig war ich das Wochenende schon:


Am Freitag war ich bei einem unserer Arbeitskollegen daheim eingeladen.

Seinen echten Namen (muss ich gestehen) weiß ich gar nicht, die andern nennen ihn hauptsächlich „White-Bread“ oder „Angle“. Letzteren Spitznamen gab ihm seine Oma, und white bread.. nunja.. er kann sich halt kein „ordentliches“ Mittagessen leisten und sitzt daher tagtäglich über seinem halben Laib Weißbrot.

Einmal erzählte er mir ganz stolz, dass er ein paar Jahre in eine besondere Schule ging:

es ist eine Art „Hilfsprojekt“ für Jugendliche aus den Townships, damit sie gar nicht erst auf die schiefe Bahn geraten. Sie leben dort wie in einem Art Jugendheim und lernen neben dem „Miteinander-Umgehen“ auch alles mögliche für’s spätere Leben: wie man zum Beispiel kocht, Wäsche wascht und wie man Feuer löscht.

http://www.chrysalisacademy.org.za/

für denjenigen, den es genauer interessiert.


Und ein paar von euch habe ich schon mal in einem anderen Zusammenhang von ihm erzählt:

Hier in Kapstadt gibt es unter den heranwachsenden „Capetonians“ eine Mutprobe, sich selbst die vorderen Schneidezähne rauszureißen. Je größer die Lücke im Gesicht desto mutiger der Idiot... jeglicher Kommentar hierzu überflüssig, oder?

Bei Whitebread aber ist es anders:

laut eigener Aussage hat ihm am 15.August 2006 in der früh um halb 5 (es scheint ein sehr einschneidendes Erlebnis in seinem Leben gewesen zu sein) ein befreundeter Kerl aus seiner Nachbarschaft die Zähne gezogen, da er es vor Schmerzen nicht mehr ausgehalten hätte. Er meinte zwar es war ein Zahnarzt und er hätte das Zahnfleisch auch mit einer Spritze betäubt, aber.. ich weiß nicht, ich denke vielmehr es war einer dieser „Medizinmänner“, wie sie hier laut meinem Reisführer vor allem in den Townships praktizieren und auch sehr großes Vertrauen hierfür genießen.

Weshalb ich das glaube?

Weil auch er in einem Township lebt, namentlich Gugulethu.


Ich fuhr also –zugegebener Maßen mit einem echt mulmigen Gefühl in der Magengegend- mit einem 19 Jährigen Arbeiter in ein Township und lernte seine Familie kennen.. :-)

Natürlich wollte ich mich vorher halbwegs informieren, ob man sich auf so etwas einlassen dürfe:

Laut Chef: „neeeeee, besser nich... abgesehen davon, dass sie sich in ein Township begeben werden, leidet “Whitebread” seit kurzem unter einem echt fießen Tripper.“

- na jaaaa... so nah wollt ich ihm ja nun auch nicht kommen..

Auch der Bauleiter und der Martin rieten entschieden davon ab.

Doch die Neugier zwang mich förmlich zu diesem Experiment. Und außerdem berichtete mir der Tyron, dass man nicht einfach Township mit Township vergleichen könne!

Es gibt Gegenden, da setzt auch er keinen Fuß rein.. aber Gugulethu hingegen sei absolut sicher, hätte sogar einige Kneipen und Bars und er schlendere des Öfteren Nachts durch dessen Straßen zum Feiern.

Ich passte natürlich dennoch ständig akribisch darauf Acht, was so um mich herum passierte. Zumal wir viel zu spät los kamen und erst zur Abenddämmerung das Township erreichten, welches sich ganz in der Nähe zum Kapstädter Flughafen befindet.

Auf dem Weg dorthin sahen wir neben der Autobahn ein paar Jungs laufen, jeder mit einem Büschel Palmenwedel in der Hand.

Whitebread erklärte mir, dass es hier Tradition sei, dass die heranwachsenden Jungs irgendwann losziehen, der Mutter ein Bündel Palmenwedel geben und dann am nächsten Morgen aufbrechen um für 2 Monate „im Busch“ zu leben. Erst wenn sie gezeigt haben, dass sie „für sich selbst“ leben können, sind sie richtige Männer und nicht mehr länger von Mami abhängig... kommen sie dann wieder zurück, sind die Palmenwedel vertrocknet und sie verbrennen sie.

Klingt aber alles wesentlich heroischer als es im Endeffekt ist:
Es hat sich eingebürgert, dass man einfach einen kleinen Jungen dafür „bezahlt“, dass er einen täglich mit Essen versorgt. Und auch „der Busch“ hat rein gar nichts mit meinen Fotos aus dem Beitrag „Auf Safari im Krüger“ gemein: sie leben in einem selbstgebauten Plastikzelt auf der äußeren Zaunseite des Townships... :-)

Whitebread lebt bei der Schwester seiner Oma, zusammen mit einigen Geschwistern und Halbgeschwistern (sein Vater hat der Tradition folgend mehr als nur eine Ehefrau...).

Ich wurde buchstäblich mit offenen Armen empfangen, das war schon mal ein sehr schöner Start. Und sie wohnten nicht in einen dieser windigen Blechhütten (die es hier schon auch ganz genauso gäbe), sondern zumindest schon mal in einem gemauerten Häuschen.

Natürlich waren es summa summarum auch nur geschätzte 80 qm für (wiederum geschätzte) 8 Personen, aber immerhin: sie hatten Strom, fließend Wasser... war alles längst nich so schlimm wie ich es im Vorfeld befürchtet hatte.

Die bereits recht alte Oma saß die ganze Zeit nur im Sessel und starrte in den uralten Fernseher, dessen Bild nur rot, schwarz und grau erzeugen konnte.. ;)

Whitebread wollte mir dann auch noch ein bisschen die Gegend zeigen, wobei ich darauf bestand mit dem Auto zu fahren anstatt zu Laufen... Hochmut kommt schließlich vor dem Fall, und ich wollte es nun nicht herausfordern.

Ich glaube im Endeffekt war ihm das dann auch viel lieber: wie hielten für ein kleines Schwätzchen bei jedem Bekannten, die wir auf der Straße trafen und ich glaube er genieste es in einem Auto um die Häuser „zu cruisen“.

Ich habe leider kaum Fotos gemacht. Mal traute ich mich nicht (wie mitten auf der Straße), oder aber ich wäre mir dabei zu blöd vorgekommen (falls ich zum Beispiel die Oma im Sessel fotografiert hätte).

Als wir mal wieder hielten wollte ich dann aber doch festhalten, wie ein paar der Kinder mit einem Stock und einem alten Autoreifen spielten, und schwupps war ich auch schon belagert:

Gut 20 Kinder kamen von überall her angelaufen und schwätzten und schrieen alle durcheinander. Sie wollten meinen Namen wissen, meine „tollen Haare“ anfassen, den Autospiegel verstellen, und natürlich: dass ich Fotos von Ihnen mache.

War einfach richtg lieb, mit welche Freude sie „den Fremden“ erkundeten.. ;)

Als wir dann weiter fuhren liefen sie noch so weit sie konnten neben dem Auto her oder taten so, als würden sie mich anschieben.. *gg*










All die Kinder die ich sah erscheinen mir tausend mal glücklicher als unsere in Deutschland.


Wir waren dann auch noch bei Whitebreads leiblicher Mutter:

Hier war es alles andere als gemütlich!!! In einer ca. 8 qm großen Hütte aus unverputztem Mauerwerk gammelten gut 20 Erwachsene.. alles stand voller Schnaps und Bierflaschen. Einer der Männer füllte gerade etwas aus einem 2 Liter Plastikbehälter mit Hilfe eines Trichters in ein paar der leeren Bierflaschen um.. wenn ich’s nich besser wüsste, würd ich sagen, dass die da Abflussreiniger verdünnen und saufen...

Die Mutter war total neben der Spur und hat sich mir gleich 10 mal vorgestellt... dann fing einer der Männer an uns nach Geld anzubetteln, und auf einen Schlag waren es gleich 4 die da vor uns standen und was haben wollten. Auch Whitebread’s Mutter packte ihn am Arm und meinte, dass sie heute nichts zu essen hätte und er ihr Geld geben muss.

Das war ihm sichtlich peinlich und er meinte nur, dass wir weiter müssen und er Abends um 8 noch mal kommt. Natürlich wollte sie ihn nich gehen lassen, der Ton wurde fast schon grantig und sie bettelte in einer Tour weiter während wir einfach wortlos ins Auto stiegen.

Mit einer leichten Gänsehaut erinnerte mich dieser Anblick ein bisschen an „Zombies“, die nicht mehr locker lassen wollten...

Das war mein Freitag...

Samstag... mal überlegen.. was habe ich Samstag gemacht ?!???

Achja, ich blieb noch recht lang in der Arbeit um zu telefonieren, weil mein Pre-Paid Guthaben leer war.. na ja, da ist nichts mutiges dran, also streicht den Samstag einfach..

ABER Sonntag, da ging’s dann wieder heiß her!!!

Wir, das sind Andy, Alex, Malte und Ich, waren nämlich:




OH MAN WAR DAS GEIL !!!

Wir haben sooooo coole Bilder geschossen! (nur leider haben’s diese billigen wasserdichten Kameras nich gerade gebracht...)

Vor allem das Video, welches der Professionelle Fotograph an Bord während des Trips gemacht hat, is richtig toll geworden... Ich versuch mich die nächsten Tage mal an youtube, vielleicht krieg ichs da ja für euch zugänglich...

Achsooooooo, ihr wisst gar nich worum’s geht ?

Na is doch klar: wir waren Great-White-Shark-Cage-Diving :-)

In einem Käfig lauernd haben wir Weiße Haie beobachtet !!!!













Wie bereits ein paar mal erwähnt wimmeln die Gewässer hier am Kap nur so vor diesen „Monstern“.

In Gaansbai, einem Küstenort ca. 160 km von Kapstadt entfernt, bieten zahlreiche Unternehmen diese Käfig-Tauch-Fahrten an.


Das Wasser war zwar wirklich recht kalt, aber die Jahreszeit ist für diese Unternehmung geradezu perfekt:

Die Robben, die einige Kilometer weit draußen auf einer kleinen Felsinsel leben, haben gerade Jungen, weshalb die Haipopulation im Vergleich zum Sommer viel, viel dichter ist. Kaum hatten wir den Anker zu Wasser gelassen umkreiste uns bereits des erste Exemplar. Laut Tourguide war das alles andere als normal, da es durchaus auch vorkommt, dass man über eine Stunde warten muss, bis man einen sichtet.

Demgegenüber waren wir nur zu 12. auf einem Boot, welches im Sommer bis zu 40 Touristen mit raus nimmt. Somit hatten wir genügend Platz um uns in die (leider noch vom Vortag nassen) Taucheranzüge zu quälen... Und wir blieben auch wesentlich länger im Käfig. Ein einziger Wechsel war nötig, da in den Käfig 7 Schwimmer auf einmal rein passen.



Zu Spitzenzeiten beobachteten wir 6 Haie gleichzeitig, ein jeder zwischen 3

und 4 Meter lang.

War schon ein tolles und einmaliges Erlebnis...





Aber es muss ja nich immer gleich so spektakulär zugehen:

Auf dem Rückweg hielten wir für einen Abstecher bei einer Pinguin-Kolonie, was wirklich auch gar nicht so schlecht war...! ;)

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