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Samstag, 14. März 2009

vieeeeel Text


Was bisher geschah:

Zwei mal wurden wir recht unsanft geweckt, als der Flieger in heftige Turbulenzen geriet:

Um ca. 03:00 Uhr deutscher Zeit direkt an der Staatsgrenze Zentralafrika/Kongo (kein idealer Ort um Notzulanden) und etwas später über Angola.

Zum Glück hab ich mir nichts zum Lesen mitgenommen, sonst wäre es vielleicht noch „Homo Faber“ gewesen.. ;-)

Ansonsten verliert man während des 12 Stunden Fluges langsam aber sicher jedweges Zeitgefühl.

Bei Sonnenaufgang erwies sich die Landschaft unter mir bereits Afrikanisch: rote Erde, kilometer lange schnurgerade Straßen ins Nichts..

Angekommen in Johannesburg (neben Kairo die größte Stadt Afrikas) musste ich mich durch einen wahnsinnig unübersichtlichen Flughafen schlagen.

Natürlich blieb ausgerechnet mir die stichprobenartige Zollkontrolle nicht vollends erspart, was mich auch nicht gerade amüsierte.. )

Umso mehr erfreute es mich, dass mich ein Flughafenmitarbeiter in hellgelber Weste gleich direkt an der Rolltreppe abfing („You want to Cape Town?“), sich meines Koffers bemächtigte und mich quer durch diese dutzende chaotisch angeordnete Schalter lotste. Was nuschelt der? Flieger geht 20 Minuten früher als geplant, deshalb wird die Zeit bereits knapp? EyEyEy, welch Glück dass er wie gerufen parat stand... Ich also schön brav hinterher dackeln.

Jetzt erst fällt mir auf: hier wuseln mehrere von denen rum, Dutzende ! Zufall ? Wohl eher nicht.. und ja, der vor mir hat auch so einen Muli.. UND: bezahlt ihn anschließend für seine „Dienste“. Seufz Höchst wahrscheinlich eine allseits bekannte Touristen-Masche. Und jetzt kenn ich sie auch..

Danach musste ich noch über eine Stunde auf meinen Weiterflug nach Kapstadt warten.. na gut, ich war wohl zu blauäugig...

Beim Landeanflug nach Kapstadt gab der Flieger statt einer Tafelberg-Aussicht die nicht enden wollenden Wellblechhütten und Trampelpfade preis, die sich in dem Township da unter mir fast bis zum Horizont ausbreiten. SCHOCK !


Vom Flughafen wurde ich durch eine Afrikanische Sekretärin abgeholt und erfuhr, dass Sie mich nicht in mein Appartement sondern gleich mit Sack und Pack direkt zur Baustelle fährt. Als fünftes Rad am Wagen saß ich dort dann auch erst mal auf unbestimmte Zeit fest. Und jeder antwortete auf die für mich wichtigste Frage gleich: „Internet für deine Wohnung ? Ohhhhh, ganz schwierig, von uns hat fast niemand Internet. Wahnsinnig teuer hier in Südafrika, wir skypen immer nach der Arbeit im Büro.“

Also ohne Internet möchte ich nun wirklich keine 6 Monate hier unten weggesperrt sein.. :-( Nicht einmal einen einzigen Tag um genau zu sein...

Gegen Feierabend durfte ich ner Besprechung beiwohnen, die mitten im Zentrum des Stadions statt fand. Die Ausmaße sind gigantisch, wirklich beeindruckend da mitten drin zu stehen... Nur sehe ich momentan noch keine Möglichkeit mich über all diese Eindrücke irgendwie zu erfreuen... Eigentlich will ich seit dem ersten Moment an nur noch zurück, mittlerweile mehr denn je...

Um halb sieben redete ich einem Kollegen dann in’s Gewissen, mich doch auf dem Heimweg noch schnell im Supermarkt ein bisschen was zu trinken und zu essen einkaufen zu lassen (irgendwas brauch ich ja schließlich am Abend/Morgens, wie soll das denn sonst gehen?)


Das Haus ist.. ok. Erinnert mich etwas an ein Hinterhofhaus in NewYork. Sir Francis Executive Suites in der Highlevelroad 34, wer mal nachsehen möchte. Doch Vorsicht: Die Bilder auf der Homepage sind mehr als verschönernd:

Tatsächlich kleben an den Wänden überall erschlagene Kakerlaken und die Einrichtung ist sehr spartanisch (nicht mal Vorhänge in der Küche, die Nachbarn werden wohl morgens „Hallo“ winken). Eine Pfanne gibt´s auch nich und der Kühlschrank steht unter Wasser, aber dafür gibt’s ne Mikrowelle, dass is schon mal viel wert.

Die Tür und die Fenster sind eher ein Witz, die drückt allein der Wind schon bald ein... Sicherheit garantiert da wohl eher nur die Chipkarten gesicherte Eingangstüre zum Wohnblock und der Stacheldraht außenrum. Dennoch: komisches Gefühl wenn man dann im Bett liegt und das Treppenhauslicht durch die großen Schlitze seitlich am Türrahmen hereinscheinen sieht. Außerdem ist es wahnsinnig hellhörig.

Der „Pool“ ist maximal ein Tauchbecken und der „Aufenthaltsraum“ verstaubt, abgesperrt und vermutlich zu Tod erklärt.

Heute war ich dann zuerst in der Sicherheitseinweisung und ich muss sagen: Die Baustelle wird wirklich wahnsinnig straff geführt !!! Hier gibt es für jede denkbare Dummheit Arbeitsanweisungen um Unfälle zu verhindern. Doch sprechen fast alle Arbeiter nur Xhosa, Africaan oder andere der 13 (?) Nationalsprachen, weshalb fast jeder Satz des Supervisors von einer Afrikanerin übersetzt wurde.

Mittags war ich dann beim Doktor zur Arbeitsuntersuchung und heut Abend bin ich dann zu Fuß von meiner Wohnung zum Hafen runter in die Victoria Warf, einer rießigen Mall an der Victoria and Alfred Water Front. Hier fühlt man sich wie in einem Ferien-ClubHotel, alles ist auf Touristen ausgelegt. Es gibt unzählige Restaurants, Kneipen, sogar ein Amphitheater in welchem Sänger, Schulgruppen und was weiß ich wer noch alles auftreten.

Dort hab ich mir dann doch Internet beschafft, mal sehen wie teuer das letztendlich werden wird. Ich musste mir logischer Weise den USB-Dongle für über hundert Euro und das Starter-Pack eines Handyanbieters für lächerliche 10 Rand kaufen. Dann kann ich in verschieden Staffelungen Pre-Paid Karten für einen begrenzten Traffic (Zeitraum auf 30 Tage begrenzt) kaufen, in meinem Fall hab ich zum Beispiel 250 MB. Das kostet dann noch mal ca. 12 Euro. Mal sehen wie lange ich mit den 250 MB hinkomm..Ich befürchte keine 30 Tage.. :-(

So, und was kann ich nun über das Land bisher sagen?

Es verwirrt mich einfach vollkommen durch seine vielen Gegensätze:

Man sieht andauern aufgemotzte Mercedes, Audi RS 8 und VW Golfs mit Chromfelgen. Andererseits laufen die Armen in teils zerrissenen Klamotten auf der Autobahn, liegen Jugendliche apathisch auf der Straße und stochern mit einem Ast im Asphalt. Die Architektur ist.. weiß nicht recht.. amerikanisch und holländisch eben. Die Inneneinrichtung „geschmacklos“ (soweit ich’s beurteilen kann).

Ständig hört man Leute Deutsch sprechen.. sind das alles Touristen oder leben die hier? Im Gegensatz dazu reden die Farbigen fast nur Xhosa mit lauter Schnalzlauten.. ich gehe stark davon aus, dass die kein englisch sprechender Südafrikaner versteht.

Die Kollegen scheinen keinen Schritt aus dem Haus zu machen und immer nur mit dem Auto zu fahren.. Nun bin ich dennoch einfach zu Fuß zur Waterfront... war ich lebensmüde ? Oder übertreiben alle, schließlich sehe ich Nachts auf dem Heimweg unzählige aufgetakelte Frauen wie selbstverständlich alleine umherlaufen (Farbige sowie Weiße).. wenn die sich frei bewegen, dann kann man doch davon ausgehen, dass die Gegend sicher ist (?!) Um meine Kamera mach ich mir dennoch große Sorgen, das gute Stück will ich mir AUF KEINEN FALL stehlen lassen.

Und mittendrin Luxusvillen umrahmt mit Stachel- und Elektrodrahtzäunen und gut sichtbaren sinngemäßen Tafeln: „bewaffnete Nachbarschaftshilfe.. Dieses Haus besitzt Security-Service“.

Natürlich wusste ich eigentlich von all dem und konnte mich somit auch drauf einstellen.. eigentlich.

Aber ich bin einfach zu verwirrt von diesen „selbstverständlichen“ Europäischen Elementen und den gar so fremden Afrikanischen. Ob ich da reinpasse.. (?)

Liebe Grüße

2 Kommentare:

  1. wow, klingt ja nach ner richtigen reizüberflutung... ich hoffe dass du dich dort gut einlebst und dass es toll wird, ich bin mir sicher dass das klappt:))

    lg aus deutschland
    marcel

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  2. Moin Meister,

    deine Wohnung sieht für mich ganz ansprechend aus: Modern eingerichtete Küche mit modernen Geräten, großes, ganz nett eingerichtetes Wohnzimmer und das alles sauber (zumindest sehen die Fotos so aus). Als alter Heimwerker wirst du den Kühlschrank schon wieder auf Vordermann bringen, ne Pfanne wird schon nicht so teuer sein, wenn ein Handyset unglaubliche 10 Rand kostet, genausowenig die Gardinen. Okay, ich gebs zu, den Pool wirst du dir nicht leisten können. ;)

    "unzählige aufgetakelte Frauen wie selbstverständlich alleine umherlaufen".....
    Ob die wohl alle auf Partys gehen? Wohl eher auf "Privatpartys" für 2. :D

    Im Ernst: Leb dich erstmal ein, schau dir alles an und lass es dir gut gehen. Ich bin mir sicher, dass du eine der interessantesten Zeiten deines Lebens vor dir hast!

    lg
    Tobi

    P.S.: Sollte das Stadion doch einstürzen hast du auch ne gute Karriere als Schriftsteller vor dir. ;)

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