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Mittwoch, 22. Juli 2009

Danke

Hallo ihr Lieben...


Es ist zwar unpersönlich, aber ich möchte gern auf diesem Wege jedem einzelnen vielen vielen lieben Dank für seine Geburtstagsgrüße sagen !!!!

Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich mich darüber gefreut hab, dass man im ach-so-weit-entfernten Deutschland daran gedacht hat, ich war wirklich gerührt !!!!!

Vielen Dank, dass ihr mir den Tag versüßt habt..

Und wiedereinmal: sorry, dass ich nicht die Zeit hatte zu antworten.. :-)

Immer die selbe Leier, aber hier unten in Südafrika vergeht einfach die Zeit doppelt so schnell als daheim, ehrlich !!!

Ich mein das absolut nich böse wenn ich mich nich melde !!


Bis "bald"! Und noch mal:


Samstag, 11. Juli 2009

Der Streik

Anfang der Woche kamen Gerüchte in Umlauf, dass für Mittwoch ein Arbeiter-Streik geplant sei.
Das beunruhigte mich wirklich enorm!
Streiks sind in Afrika alles andere als lustig, ich habe zumindest in diesem Zusammenhang schon viel Unangenehmes gehört:

So kam es zum Beispiel Anfang November bereits auf unserer Baustelle zu einem Aufstand.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Rohbauarbeiten am Stadion so gut wie fertig gestellt und hunderten von Arbeitern drohte nun die Entlassung. Außerdem war da auch noch irgendwas mit dem Weihnachtsgeld, aber so genau weiß ich jetzt auch nicht Bescheid.
Auf jeden Fall sammelten sie sich damals im Stadion und heitzten sich durch Gesänge und Schlacht-Rufe immer weiter auf.


Irgendwann zogen sie dann mit Eisenstangen bewaffnet los und machten Jagd auf jeden Mitarbeiter, der noch arbeitet (= Streikbrecher). Einem unserer lokalen Angestellten wurde eine Kniescheibe zertrümmert.
Das Pfeifer Team verbarrikadierte sich daraufhin geschlossen im Besprechungszimmer.

Naja.. zumindest fast geschlossen:
Der Martin (der mit Hotel in Paarl) begriff die ganze Situation zu spät und konnte das Büro nicht mehr verlassen, da die Arbeiter bereits von außen gegen die Container schlugen.
Er versteckte sich unter seinem Schreibtisch und harrte dort aus. Ein rießen Glück, dass ihn die Meute da unten nicht fand!
Um die Situation nicht eskalieren zu lassen betrat die Poilzei die Baustelle erst nach sehr, sehr langer Zeit.

Noch grausamer jedoch war ein Streik der LKW-Fahrer vor einigen Monaten.
Für uns war dies sehr kritisch, da wir zum Beispiel einen Großteil unseres Stahls alle paar Tage aus Johannesburg geliefert bekommen.
Im Zuge dieses Streiks wurde sogar ein LKW-Fahrer erschossen, der sich trotz des Aufrufs zum Streik hinter sein Steuer setzte.

Nunja, wie auch immer: diese Gerüchte über einen weiteren Streik beunruhigten mich auf jeden Fall.
Recht bald bestätigte der Projektleiter dann auch, was einem von allen Seiten berichtet wurde:
Die Gewerkschaft für Minenarbeiter (NUM), die Gewerkschaft für Bau (Bcawu) und die südafrikanischen Bauingenieur-Vereinigung (Safcec) planen einen Streik, beginnend am Mittwoch um 12 Uhr!
Sie streiken für 13 Prozent mehr Lohn.
Hierbei muss man wissen, dass das Baugewerbe im letzten Jahr die Gewinne um 100% steigern konnte und das Management Lohnerhöhungen von 15% einkassierten.
Außerdem wird ein Mindestlohn von 14 Rand (ungefähr 1,20 €) gefordert.
In einem Zeitungsartikel las ich, dass der durchschnittliche Minenarbeiter unglaubliche 435 Jahre (= 11 Arbeiter-Generationen) arbeiten müsste, um das Jahresgehalt eines durchschnittlichen Minen-Managers zu verdient zu haben...

Der Projektleiter berichtete uns, dass es vor ca. 10 Jahren bereits einen 2 wöchigen Streik gab: Im Endeffekt sprang dabei eine Lohnerhöhung um 0,25 Prozent heraus. Die Angestellten mussten mit diesem "Mehrverdienst" ca. 3 Jahre arbeiten, um allein die 2 Wochen Lohnausfall wieder drin zu haben (anders als in Deutschland hat man während eines Streiks keinerlei Einkommen).

Es gab dann am Dienstag Abend ein Krisen-Meeting in unserem Besprechungsraum.
Alle wichtigen Telefonnummern wurden ausgetauscht und es wurde beschlossen, dass wir alle Arbeiter um 11 Uhr vom Dach holen und gegen halb 12 die Baustelle verlassen werden. Nach der Mittagspause treffen wir uns dann draußen vor dem Tor wieder und entscheiden dort, ob weitergearbeitet werden kann oder nicht.
Auf der ganzen Baustelle sind angeblich nur 60 Angestellte Mitglieder in einer dieser Gewerkschaften (leider auch all unsere Turmdrehkran-Fahrer). Demnach sollte der Streik unsere Baustelle eigentlich kaum betreffen.
Wir würden über unsere Funkgeräte ständig im Kontakt zum Sicherheitsdienst stehen und es werde einen permanente Status-Report geben. Außerdem sei die Metro-Police verständigt und wird daür Sorge tragen, dass Arbeiter anderer Baustellen nicht zum Stadion marschieren.

Den ganzen Vormittag über sah es so aus, als ob sich auf der Baustelle niemand formieren würde. Noch um kurz vor 11 war alles ruhig und jeder von uns dachte, dass wir wahrscheinlich ganz normal weiter arbeiten werden und alles nur ein rießen Flopp gewesen sei.

Um 11 änderte sich die Situation dann dramatisch:
Der Projektleiter kam sehr aufgeregt in die Container und veranlasste, dass wir alle SOFORT die Rechner runterfahren und in die Autos steigen sollen. Mein Blutdruck stieg schlagartig.
Man hörte von irgendwoher einen tiefen Gesang. Tyron fand das alles sehr spannend, sang mir das Lied vor, welches die Arbeiter anstimmten und tanzte dazu. Das fand ich wirklich sehr daneben: für mich waren die Streikenden quasi „der Feind“, und da hab ich nun einen Kollegen neben mir stehen, der mit einem euphorischen Gesicht irgendein Lied trällert und ganz aufgeregt neben mir tanzt..
Ich habe keine Ahnung, wo sich die Streikenden versammelten. Man konnte nicht ausmachen, ob sich irgendein Strom in eine bestimmte Richtung bewegte. Alles was zum Aufenthaltsort der Ansammlung hinwies, waren einige Arbeiter, die auf den Ruinen der alten Stadiontribünen direkt hinter unseren Containern standen und gespannt über die Mauern lurrten. Demnach wären sie gar nich weit weg...
Der Projektleiter meinte dann, dass angeblich immer mehr Leute auf die Baustelle kämen, anstatt sie zu verlassen. Wenn das wirklich so war, dann lief da aber da vorne am Tor irgendwas ziemlich schief...

Als wir die Baustelle verließen, standen etliche Kamerateams vor der Einfahrt. Die Polizei war mittlerweile auch schon präsent und erinnerte vielmehr an Militär:
Ein jeder trug dicke Schusswesten und hier und da sah ich geschulterte Maschinengewehre.

Als wir dann nach der Mittagspause wieder zum Stadion kamen, ging ich fest davon aus, dass wir nun wieder arbeiten werden. Es standen zwar immer noch einige Menschen vor dem Stadion, doch kann ich nicht sagen, ob diese demonstrierten oder nur darauf warteten wieder ins Stadion gelassen zu werden.
Mir wurde dann am Tor gesagt, dass laut Anordnung vom Generalunternehmer heute niemand mehr die Baustelle betreten darf. Wahrscheinlich bliebe sie sogar morgen auch noch geschlossen, aber das würde uns bei gegebener Zeit mitgeteilt.

Für mich schien das nicht wirklich Sinn zu machen, da ich bis dahin noch keine Streikgruppe wirklich zu Gesicht bekam.
Einer unserer Mitarbeiter wusste aber schon mehr:
Aus den 60 in der Gewerkschaft vereinigten Mitarbeiter wurden bereits 500, und die Gruppe wäre in die Innenstadt Richtung Bahnhof gezogen.
Man denkt, dass sie gegen Nachmittag wieder zum Stadion zurück marschieren werden.
Okay, dann is das wohl besser so und ich genieße meinen freien Tag.
Am Donnerstag sah ich gegen Mittag vom Signall Hill aus eine größere Menschenmenge vor dem Stadion versammelt und hörte auch aus dieser Entfernung noch ihre Rufe.

Gegen Abend erhielt ich dann einen Anruf, dass die Baustelle wahrscheinlich noch bis einschließlich Sonntag geschlossen sei. Es hätten sich 2000 Demonstranten zusammen getan und die Polizei setzt mittlerweile Gummigeschosse und Tränengas ein, um sie am Betreten der Baustelle zu hindern.




Als ich am Freitag Mittag mit dem Auto einen Abstecher zum Stadion machte, war keine Menschenseele zu sehen. Die Einfahrt ist mit dicken Holzdielen zugenagelt und überall liegt Papier verstreut: Flugblätter der Gewerkschaft, aber auch Flugblätter der Stadt, in welchen der Streik als illegal bezeichnet wird und darum gebeten wird morgen wieder zur Arbeit zu erscheinen. Entlang des Bauzauns wachten ein paar Polizeibeamte in ihren Autos.
Mittlerweile heißt es, dass am Montag nocheinmal neu verhandelt wird. Vielleicht rufen sie uns dann ja bereits Montag Nachmittag wieder zur Arbeit?

Als ich am Montag beim Giovanni's zum Mittagessen war, spähte ich natürlich auch auf die andre Straßenseite zum Stadion herüber. Da ich keine Menschenseele ausmachen konnte, ging ich nun wieder mal davon aus, dass jeden Augenblick das Handy läuten könnte und wir bald wieder an die Schreibtische gerufen würden.
15 min. später lockte mich dann der Lärm der Straße nochmal ans Fenster, wobei ich nicht schlecht staunte:
Ca. 100 Demonstranten zogen singend und mit Knüppeln in der Hand tanzend direkt vor dem Fenster vorbei. Eskortiert wurden sie aber von mind. genauso vielen Polizisten. Man kann also wirklich nich von einer angespannten, oder gar gefährlichen Situation reden.. Ganz im Gegenteil schien alles eher freundlich, und auch die mitmarschierenden Beamten unterhielten sich mit ganz entspannten Gesichtern...
aber: ich fand's dennoch spannend! ;)


Mal sehen wann das Handy klingelt...




Donnerstag, 16.07.2009:

Ok, "gute" Nachrichten:
Obwohl noch nicht jede Gewerkschaft das aktuelle Angebot angenommen hat, gingen heute die Arbeiten am Stadion für uns sicher weiter.

So weit ich weiß handelten beide Parteien eine Lohnerhöhung um 12 % heraus, geknüpft an die Bedingung, dass bis zur Fertigstellung des Stadions nicht mehr gestreikt werden darf.

Geht man davon aus, dass ein Arbeiter meinetwegen 20 Rand die Stunde verdient..
dann bekommt er fortan 22,40 Rand.
Bei einem 10 Stunden Tag und einer 6 Tagewoche verdient er also 144 Rand mehr.
Allerdings hatte er aufgrund des Streiks auch einen Lohnausfall von 1200 Rand...
es wird nun ersteinmal über 8 Wochen (!) dauern, um wieder auf Null zu sein !

Bis dahin ist der Stadionbau schon halbwegs abgeschlossen, und manch einer vielleicht gar nicht mehr beschäftigt...

Ich denke also die ganze Aktion hat sich nich für jederman gelohnt.
:-(

Der Sturm

In der letzten Juniwoche fegte ein wirklich ungemütlicher antarktischer Sturm über unsere Köpfe hinweg.

Bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 130 km/h mussten wir alle Bauarbeiten auf dem Dach einstellen und die Kräne sicherheitshalber an die Baucontainer runterspannen. In den umliegenden Bergen soll sogar Schnee gefallen sein.

Um mir das Naturschauspiel live anzusehen fuhr ich am Mittwoch Abend noch extra an die Beachroad: riiiiießige Wellen peitschten gegen die Uferpromenade, der Meeresschaum wurde vom Wind über die kompletten Straßen verteilt und versaute mir mein Auto... :-)

In der Zeitung stand, dass die Wellen normalerweise durchschnittlich 3 Meter hoch sind, am Mittwoch jedoch, am Höhepunkt des Sturmtiefs, peitschten 17 Meter hohe Wellen auf das Festland (!).


Die Bilanz:


-Große Teile Kapstadts waren ohne Strom (meist waren die sogenannten „Informal settlements“, also die Townships betroffen) und wurden teilweise überflutet


-Die Titelseite der Cape Argus zierte ein beeindruckendes Foto einer Blechhütte, die der Sturm in einem Kapstädter Township weggeweht und auf dem Dach einer anderen Baracke hat landen lassen


-25 Film-Studenten waren auf der Dassen Insel gefangen


-zwei Tankschiffe, die vor der Bucht Kapstadts vor Anker lagen, trieben um ein Haar an den Bloubergstrand


-In Jacobs Bay lief ein chinesischer Frachter auf Grund und zwei Schleeppfrachter rissen sich in Knysna und Jacobsbaai von den Leinen und fanden das selbe . Aufgrund der Wetterbedingungen entschied man sich, die Container nicht zu bergen sondern den Wellen zu überlassen


und last but not least:


-unser Bauzaun wurde an etlichen Stellen umgerissen :-)


Präsident Zuma besuchte Stadion

Sooooooo, es ist wieder so weit: hier kommt “Neues“ aus Südafrika!!

Am Mittwoch, 10.06.2009 (jaaaaaaaaa, schon klar.. wir haben bereits Juli.. *gg* Ich hatte einfach mal wieder keine Zeit diesen Artikel hier zeitnah zu schreiben...) waren es nur noch 365 Tage bis zum WM-Eröffnungsspiel, welches am 11. Juni 2010 im Soccer City Stadium in Johannesburg statt finden wird. Zu diesem Zeitpunkt ist das Stadion Medienberichten zufolge zu 72% fertig gestellt.
Ich weiß ja nicht wer von euch daheim den Confederations Cup verfolgte, aber die südafrikanische Mannschaft schlug sich wirklich hervorragend! Zum Beispiel verlor Bafana Bafana, wie die Nationalmannschaft hier unten immer genannt wird, in einem ÄUßERST spannenden Spiel quasi in letzter Minute mit 0:1 gegen Brasilien! Das sorgte schon mal für erste Fußball-Euphorie und begeistert das Volk hier..
Und dann stattete Ihnen am Donnerstag auch noch ihr Präsident, Jacob Zuma, einen Besuch in unserem Stadion ab und lobte die (wenigen) anwesenden Bauarbeiter für ihre Arbeit:
Ihr schreibt Geschichte und leistet einen wichtigen Beitrag für euer Land![...] wir haben der Welt bewiesen, dass die Südafrikaner ganz besondere Leute sind. Sobald wir Gelegenheiten sehen treten wir immer sofort in Aktion. Bla bla bla..

Ich muss sagen: mein Interesse war eher gering und ich hab mir die Rede gar nicht live angehört. Wie ihr euch vielleicht erinnert habe ich ja meine Meinung gegenüber diesen Mann bereits kund getan.. ;)
Wie mir die anderen, die sich seine Rede angehört haben, berichteten, lobte er wie gesagt all die Arbeiter, scherzte, dass er notfalls selbst schiedsrichten werde um den Pokal auf afrikanischem Boden zu halten, und Mike Mardsen, der städtische Sicherheitsbeauftragter, versprach, Kapstadt bis dahin so sicher wie jede europäische Großstadt werden zu lassen... seeeeeeeeehr hohe Ziele, wenn ihr mich fragt.

Nunja, dieser Staatsbesuch sorgte auf jeden Fall ganz schön für Furore. Eine rießen VIP-Area wurde auf dem Grün des ehemaligen Golfplatzes eingerichtet und er legte ab Mittag den ganzen Baubetrieb lahm..
Für uns bedeutete dies: Feierabend schon um 13:00 Uhr !
Und für euch: ich hatte endlich mal Zeit und der längst überfällige Artikel zum Krüger-Park ging online.. ;-)

Am Ende kickte Herr Zuma dann einen Fußball in die Menge, quasi ein symbolischer Anstoß für die letzten 365 Tage... und die letzten 28%
;-)